Herkunft und Geschichtliches
Der Islandhund kam mit den Wikingern nach Island, erste Erwähnungen datieren um 880. 1898 wurde der erste Standard festgelegt, der sich aber mangels Interesse nicht durchsetzte. 1972 wurde er erneuert. Die isländische Bezeichnung ist "Íslenskur fjárhundur" (ohne Artikel) bzw. "Íslenski fjárhundurinn" mit Artikel. Bemerkung: Die zur Zeit vom FCI verwendete Bezeichnung "Islenskur fjárhundur" ist nicht korrekt.

Die bewegte Geschichte des Islandhundes

Island- die Insel aus Feuer und Eis - eine der faszinierendsten Landschaften dieser Erde, aber auch er unwirtlichsten und lebensfeindlichsten. Abgesehen von moderner Technik, die heute Erdwärme und Geysire nutzt bot die Insel eine kärgliche Lebensgrundlage, die nur äußerst robusten Schafen, Pferden und Menschen ausreichend Nahrung bot.

Dafür ist die feine Wolle der Islandschafe berühmt und begehrt wie die Islandponys. Der Islandhund jedoch trat erst sehr spät ins Licht der Öffentlichkeit. Der kleine lebhafte Bauernhund schien keiner weiteren Beachtung wert. Doch die Tatsache, dass der Vizekönig von Island ein Exemplar verschenkt hat, macht klar, dass diese Hunde für die Bauern unentbehrlich waren und eine wichtige Rolle für die isländische Wirtschaft spielten.

Die Insel wurde im 7. Jahrhundert von Kelten und Germanen besiedelt, später kamen Schotten und Iren, im 8. und 9. Jahrhundert suchten Norwegische Bauern dort ihr Heil, die alle ihre Hunde mitbrachten. In der Abgeschossenheit der Inselwelt entwickelte sich durch harte Selektion zwar robuste Tiere, doch was das Einschleppen von Krankheiten eine große Gefahr.

Besonders das 18. Jahrhundert war geprägt von Naturkatastrophen und einer Tollwut Epidemie. Auch Hungersnöte dezimierten die Bevölkerung samt Hunden. Die Furcht von der Verbreitung eines Bandwurmes unter Mensch und Vie führte schließlich zu einem Verbot der Hundehaltung in Reykjavik.

Anfang des 20. Jahrhunderts rottete eine Staupenepidemie fast den ganzen Hundebestand aus. Während des Zweiten Weltkrieges brachten Flüchtlinge und Truppen fremde Hunde mit, die sich mit den einheimischen vermischten sodass nach dem Krieg das Schicksal des Inslandhundes besiegelt schien.

Überleben auf den Bauernöfen

Nur auf den abgeschiedensten Höfen konnten sich die ursprünglichen Typen erhalten. Das Interesse am Islandhund lebte mit einem Briten wieder auf, der in den 1930er Jahren auf Island die Hunde lieben gelernt hatte. Als er nach 2 Jahren zurückkam, stellte er fest, dass es die alten Hunde kaum noch gab. Viele Bauern hatten ihre Höfe aufgegeben, Land wurde eingezäunt, der Hund seiner natürlichen Lebensaufgabe beraubt.

Mark Watson kaufte auf, was er fand, und begann eine Zucht in England. In letzter Minute griffen auch in Island engagierte Menschen die Rettung des alten Islandhundes auf. Erst in den 1960er Jahren wurde die Zucht, beruhigend auf Importen aus England und wenigen erhalten gebliebenen Hunden, zielgerichtet aufgebaut. Tatsächlich gehen alle heutigen Islandhunde auf Sieben Stammtiere zurück.
Vom Aussterben dürfte die Rasse heute nicht mehr bedroht sein, doch sie ist nach wie vor eine seltene Rasse, die im Anbetracht mit der schmalen Zuchtbasis mit großer Sorgfalt gezüchtet werden muss.

Mit den Pferden kamen die Hunde

Als das genügsame und freundliche Islandpony zum Exportschlager wurde und Pferdefreunde aus aller Welt Island bereisten, fiel ihr Auge natürlich auf die Hunde, und nicht selten reiste einer mit in die neue Heimat. Auf Isländerhöfen waren Islandhunde keine Seltenheit, auch wenn sich zunächst niemand um eine Rassezucht kümmerte. Die offizielle Rassenanerkennung führte schließlich zu internationalem Interesse und zum Überleben der Rase. Mit ca 50. Welpen im Jahr innerhalb des VDH ist die Anzahl der offiziell gezüchteten Islandhunde sehr gering.

Islands Bauernhund

Viele Jahre war der Islandhund in Deutschland ein Geheimtipp unter Islandpferdefreunden. Kein Isländer-Reiterhof ohne die hübschen, bunten Kerlchen. Doch als Familienbegleithunde konnten sich die trotz ihrer handlichen Größe und ihres netten Wesens nicht durchsetzten. Der Islandhund hat viele gute Eigenschaften, die ihn zu einem hervorragenden Familienhund machten, aber unter gewissen Voraussetzungen.

Seine ursprüngliche Aufgabe war es das Treiben der Pferde und Schafe. Auf Island weiden die Tiere freu auf riesigen Arealen, die nur durch natürliche Barrieren getrennt sind. Müssen sie zusammengetrieben werden, schlägt die Stunde des Islandhundes.

Voller Eifer und mit enormer Wendigkeit und Ausdauer jagt er viele Kilometer am Tag über die Moore, durch Flüsse und über Geröllhalden, die um die flinken, scheuen Tiere in die gewünschte Richtung in die Gatter zu treiben. Ohne die Hilfe des Hundes wäre diese Aufgabe gar nicht zu lösen.

Der Islandhund arbeitet selbstständig am Vie und trifft weitgehend seine Entscheidungen vor Ort, muss allerdings die Kommandos des Bauern, der auf dem Pferd mitreitet, sofort umsetzen. Wer nun sagt, Islandhunde hätten keinen Jagtrieb, der gibt sich einer Illusion hin, denn diese Art des Treibens ist die reinste Hetzjagd. Der Hund jagt allerdings mit der Bete direkt vor Augen, er braucht sich nicht mit der Nase zu suchen. Das bedeutet, dass der Islandhund in der Regel kein Interesse daran hat, beim Spatziergang eine Spur zu folgen und erst mal eine Weile zu verschwinden. Sehr wohl kann ich mir vorstellen, dass ein unerzogener und unausgelasteter Hund hetzt wenn er die Gelegenheit dazu hat.

Auch der Bauernhund arbeitet nicht unkontrolliert, denn zu seiner eigenen Freunde durfte er keineswegs mal Schäfchen hetzen. Ein schwer kontrollierbarer Hund war demnach eine Last für den Bauern und hatte keine Zukunft. Auf den verstreut und oft einsam gelegene Bauernhöfe lebte eine kleine Schar von Islandhunden, sie hatten aber niemals Zutritt zum Haus. Da sich das Leben auf einem Bauernhof in der Regel auf dem Hof abspielt, war enger Kontakt mit den Hunden, insbesondere der Kinder, gewährleistet. Und es wurde den Hunden nie langweilig. Einen Schutzhund brauche man nicht, man musste keinen Diebe fürchten. Die Hunde meldeten Fremde mit viel Gebell.

Der Familienhund

Der Islandhund ist ein idealer Begleithund für sportliche Menschen, die sich gerne und viele in der Natur aufhalten und mit dem Hund ein abwechslungsreiches Leben bieten. Als Reitbegleithund eignet er sich der lebhafte, robuste Hund besonders gut. Natürliche Autorität ist gefragt, dann ordnet sich der Hund gerne unter und macht alles begeistert mit. Er ist sehr klug, gelehrig, neugierig und immer aufmerksam. Das befähigt ihn auch, Schwächen seiner Menschen sofort zu erkennen und auszunützen. Liebevoll und sehr konsequent sollte die Erziehung des feinfühligen Hundes sein.

Der Islandhund kann eigentlich alles, nur denkt er immer mit. Alles muss für ihn Sinn machen. Er ist selbstständiges Entscheiden und Handeln gewohnt und ignoriert Menschen, die er nicht Ernst nehmen kann. Dabei ist es nicht leicht, diesem hübschen Hundegesicht mit seelenvollem, sprechendem Blick etwas abzuschlagen!

Drill langweilt ihm mit Ungeduld und Härte erreicht man nur, dass der Hund abschaltet. Mit etwas Einfallsreichung lässt er sich jedoch für viele hundesportliche Aktivitäten motivieren. Aber ein einfacher Hund, der so nebenher mitläuft, ist er sicher nicht, wenn man auf der anderen Seite einen jederzeit aufs erste Wort gehorsamen Hund wünscht.

Sehr angenehm ist seine Geselligkeit und Verträglichkeit mit Artgenossen und Hausieren. Auch Kinder gegenüber ist er geduldig nach nachsichtig, selbstverständlich unter dem Vorbehalt, dass die Kinder zu einem umsichtigen Umgang mit dem Hund erzogen wurden!

Nicht geeignet ist er für ein Leben in der Stadt oder für Menschen, die ihm kein abwechslungsreiches Leben mit viel Bewegung und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten können.

Ein unausgelasteter Islandhund sucht sich eine Beschäftigung, kann zum Kläffer, Streuner oder gar Raufer werden.

Die Pflege des mehr oder weniger lang behaarten Hundes ist einfach, abgesehen von der Tatsache, dass er während des Fellwechsels reichlich Haare verliert.

Islandhunde sind in ihrem Erscheinungsbild recht unterschiedlich. Diese Vielfalt ist erwünscht und bietet für jeden Geschmack etwas. Die Schulterhöhe des Rüden liegt bei 46 Zentimeter, der Hündin bei 42 Zentimeter. Alle Farbschattierungen von Creme, über Grau, Braun bis Schwarz mit weißem Abzeichen sind erlaubt.





Text: Eva-Maria Krämer Quelle: Hundezeitschtrift

http://www.islandhund.at

http://www.islandhund-oesterreich.at